Letzte Stolpersteinverlegung in Büttelborn
Zur letzten Stolpersteinverlegung im Ortsteil Büttelborn laden der Förderverein für Jüdische Geschichte und Kultur im Kreis Groß-Gerau und die Gemeinde Büttelborn für den 25. Oktober um 11 Uhr in die Ludwigstraße ein. Im Anschluss an die Verlegung lädt die Gemeinde Büttelborn alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Stolpersteinverlegung ins Rathaus zu einem Zeitzeugengespräch mit Petra Kunik ein.
Vor dem Haus Nummer 14 wird der Künstler Gunter Demnig acht Stolpersteine zum Gedenken verlegen. Die kleinen Messingplatten auf den Steinen sind beschriftet mit den Lebensdaten der ehemaligen jüdischen Bürger des Hauses und erinnern an ihr Schicksal in der Zeit des Nationalsozialismus.
Sigmund Grünewald aus Altenbuseck (Jahrgang 1877) und seine Frau Malchen, geborene Selig (Jahrgang 1876) wohnten in den dreißiger Jahren in diesem Haus mit ihren Kindern Lina (Jg. 1904), Jakob (Jg. 1906), Erna (Jg. 1912) und Betty (Jg. 1915). Sigmund schneiderte Herren- und Damenkleidung. Im örtlichen Vereinsleben war er aktiv und Mitbegründer des Obst- und Gartenbauvereins sowie des Radfahrervereins in Büttelborn. Mit der Herrschaft der Nationalsozialisten änderte sich für die Familie - wie bei allen jüdischen Menschen - das Leben grundlegend: der Vater wurde als Jude von seinen ehemaligen Vereinsfreunden aus den Vereinen ausgeschlossen. Der Boykottaufruf für jüdische Geschäfte nahm der Familie die Lebensgrundlage. Nach der Pogromnacht im November 1938 schloss Sigmund Grünewald sein Geschäft, verkaufte sein Haus und floh mit seiner Frau Malchen und ihren Töchtern Erna und Betty nach Frankfurt, in der Hoffnung in der Großstadt anonymer und damit sicherer zu leben.
Der Sohn Jakob konnte bereits 1937 mit seiner Frau Henni (Jg. 1909) und ihrer zweijährigen Tochter Ruth in die USA fliehen. Vermutlich noch 1938 konnten auch die Eltern Sigmund und Malchen mit ihrer Tochter Betty in die USA folgen. Betty heiratete später Leo Spiegel. Erna blieb in Frankfurt und heiratete ihren Verlobten Schnapper. Obwohl sie mit einem Nicht-Juden verheiratet war, wurde sie 1942 von Frankfurt aus deportiert und ist im Osten verschollen.
Lina, die älteste Tochter, war ebenfalls mit einem Nicht-Juden verheiratet: Paul Ruppert aus Griesheim. Sie zogen zunächst nach Mainz, um unterzutauchen. Später konnte sich Lina in Buseckertal in Mittelhessen verstecken. Gegen Kriegsende, zu Beginn des Jahres 1945, kam ihr Bruder Jakob als amerikanischer Soldat nach Deutschland. Nachdem die Macht der Nazis gebrochen war, konnte sich Lina wieder frei bewegen und lebte mit ihrem Mann zunächst in Wiesbaden. 1946 wandert das Ehepaar ebenfalls in die USA aus.
Zu der Gedenkstunde sind alle Büttelborner Bürgerinnen und Bürger, alle Interessierten und vor allem die Patinnen und Paten der Stolpersteine recht herzlich eingeladen. Petra Kunik von der Jüdischen Gemeinde Frankfurt wird wieder bei der Gestaltung der Gedenkstunde mitwirken. Die Paten werden mit Urkunden geehrt. Waren sie es doch, die es ermöglichten, die Stolpersteine zu finanzieren und damit die Erinnerung an die verschwundenen Nachbarn wieder gegenwärtig zu machen.
Im Anschluss an die Verlegung lädt die Gemeinde Büttelborn alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Stolpersteinverlegung ins Rathaus zu einem Zeitzeugengespräch mit Petra Kunik ein.




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