Ortsgeschichte


Büttelborn zeugt von über 800 Jahren Geschichte

Ortsgeschichte

Ortsgeschichte

Ortsgeschichte von Büttelborn

Zahlreiche Funde beweisen, dass unsere Heimat seit der Jungsteinzeit (etwa vor 4000 Jahren) kontinuierlich besiedelt ist. Auch die Besiedlung während der darauf folgenden Bronzezeit sowie der frühen Eisenzeit ist durch viele Fundstücke belegt. Erst im letzten Jahrhundert vor Christus drangen von Nordosten her die Germanen in unser Gebiet ein, die wir als unsere eigentlichen Vorfahren betrachten. Zweihundert Jahre lang (etwa von 70 bis 260 nach Chr.) war unsere Heimat Teil des römischen Weltreiches. Zur Versorgung des nahe gelegenen Kastells "Esch" wurden in unserer Gegend zahlreiche römische Bauernhöfe angelegt, einer davon bei dem jetzigen Büttelborn. Seine Grundmauern wurden 1891 freigelegt. Römische Münzfunde, Gefäßreste sowie ein römisches Grab sind weitere untrügliche Beweise römischer Präsenz.

Nach Aufgabe der rechtsrheinischen römischen Gebietsteile machten sich die Alemannen hier sesshaft. Doch schon zweihundert Jahre später waren die Franken die Herren unserer Gegend. In dieser alemannisch-fränkischen Epoche rückt hier zum ersten Mal eine geschlossene Siedlung in den Bereich des Möglichen, denn in den Jahren 1904/06 wurde auf der "Winkelseite" ein dieser Zeit angehöriges Gräberfeld (46 Gräber!) freigelegt.

Die Ersterwähnung Büttelborns (Butelbrunne) fällt neu in das Jahr 1211 (vorher 1222). Im Jahre 1257 kam unsere Heimat an die Grafen von Katzenelnbogen. In die Mitte des 15. Jahrhunderts fällt wohl die Erbauung einer Steinkirche, deren Reste im Sakristeibau der heutigen Kirche zu erkennen ist.

Mit dem Aussterben der männlichen Katzenelnbogener kam 1479 Büttelborn an Hessen, wo es bis heute geblieben ist. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts (1582) bauten die Büttelborner ihr schönes Rathaus.

Der 30jährige Krieg ließ die Büttelborner Einwohnerzahl von etwa 500 vor dem Krieg auf 50 bei Kriegsende 1648 schrumpfen. Danach wuchs die Bevölkerung stetig.

Die Erbauung der evangelischen Kirche fällt in das Jahr 1728. Die Bevölkerungsstruktur war einheitlich bäuerlich. Privater Grundbesitz ist die Seltenheit. Zwei schwere Jahrzehnte durchlitt unsere Heimat in der Zeit der französischen Revolutionskriege und der anschließenden napoleonischen Feldzüge.
Die bei den deutschen Fürsten ungeliebten Ideen der französischen Revolution blieben dennoch nicht ohne Wirkung. Sofern nicht schon geschehen, werden Leibeigenschaft und Frontdienste aufgehoben.

Für das Jahr 1845 liegen uns genaue statistische Angaben vor. Es wohnten hier 783 Lutheraner und 17 Juden. Davon sind 78 Ackerleute, 34 Gewerbetreibende und 60 Tagelöhner. Bei den Gewerbetreibenden treffen wir u.a. sieben Leineweber, zwei Kutscher, zwei Küfer, einen Bierbrauer, einen Zinngießer und einen Bürstenbinder. Schon in den nächsten beiden Jahrzehnten gibt es auch den "Arbeiter", der in der allmählich wachsenden Industrie der umliegenden Städte sein Brot verdient. Eine Entwicklung ist eingeleitet, die konsequent bis zur Arbeiterwohngemeinde der Gegenwart führt. Es erwies sich als großer Mangel für die auswärts arbeitende Bevölkerung, dass Büttelborn an keiner Bahnlinie lag, so dass oftmals eine
12- bis 14stündige Abwesenheit die Regel war.

Im Jahre 1870 überschreitet Büttelborn die 1000-Einwohner-Grenze. In der damals sprichwörtlichen Weißkrautgemeinde wurde 1887 eine Sauerkrautfabrik gebaut, die 35 Jahre in Betrieb war. Verschiedene Vereinsgründungen wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vollzogen. Seit 1863 besteht der Gesangverein "Liederkranz", und 1888 ist das Gründungsjahr des Turnvereins. In das erste Jahrzehnt fallen die Gründung der "Freien Sänger" und der "Freien Turner".

Bei der Reichstagswahl am 6. November 1932 wählten 43,2% der Büttelborner die NSDAP, während alle anderen Parteien stark zurückgefallen sind. Bald nach der Machtübernahme Hitlers wird hier der letzte frei gewählte Gemeinderat durch (nicht gewählte) Nationalsozialisten ersetzt. Wie üblich werden verschiedene Straßen (sechs) im NS-Sinne umgetauft.

1933 wohnten in Büttelborn sechs jüdische Familien. Während die jüngere Generation sich rechtzeitig ins Ausland absetzen konnte, erlitten die Älteren zumeist das grausame Schicksal des Holocaust. Ein neuer Krieg brachte Leid und Trauer in viele Familien. Die Evakuierten der benachbarten Großstädte kehrten nach Kriegsende in ihre Heimat zurück, doch die freigewordenen Wohnungen werden bald durch Flüchtlinge und Heimatvertriebene belegt. Durch ihre Aufnahme wurde die konfessionelle Struktur der Ortsbevölkerung grundlegend verändert.

Während bis dahin Büttelborn rein evangelisch war, gehören fortan ca. 16% der Bevölkerung der katholischen Konfession an. Im Jahre 1987 wurde die katholische Kirche eingeweiht


Ortsgeschichte von Klein-Gerau


Klein-Gerau wurde erstmals im Jahre neu 1211 (vorher 1246) urkundlich erwähnt. Es gehörte zur Mark Gerau und die Herrn von Dornberg hatten das Dorf zu Lehen. Seine Bewohner waren weitgehendst von ihrem Grundherrn abhängig.
Getreidebau und Viehzucht standen im Vordergrund und die Wälder nördlich des Mühlbachs dienten als Weideflächen. Die beiden Mühlen, von denen die Eichmühle noch heute existiert, werden bereits 1303 in den Urkunden erwähnt.
Das ausgehende Mittelalter und die beginnende Neuzeit waren sehr unruhig. So wird 1342 das Dorf in die Auseinandersetzungen der Katzenelnbogener mit den Mainzern gezogen und gebrandschatzt. Dem Schadensregister zufolge war Klein-Gerau damals stark zerstört. 1395 erfolgte erneut eine Schatzung durch die Hanauer. Damals war der größte Teil der Bevölkerung noch Leibeigen, wie die Unterlagen belegen. Das Dorf lag zwischen zwei Höfen, der ältere im Bereich des heutigen Rathauses und der jüngere an der Einmündung der heutigen Bahnhofstraße in die Hauptstraße. Dort befanden sich auch ein kleiner Friedhof und die Kapelle St. Wendelin. Im Schmalkaldischen Krieg 1547, wurde sie, wie auch das Dorf, durch die Völker des Generals von Bueren zerstört.
Der Charakter des Dorfes hatte sich bis zum Dreißigjährigen Krieg nicht wesentlich verändert. Klein-Gerau hatte 150 Einwohner, als 1622 der Mansfelder für einige Zeit das Gerauer Land heimsuchte. Dann kamen noch die Schweden unter Gustav Adolph und in ihrem Gefolge die Pest, sodass es mehr als 50 Jahre dauerte, bis sich das Dorf von diesem fürchterlichen Krieg erholt hatte.
Ab 1700 führte die Bevölkerungszunahme zu Rodungen nördlich des Mühlbachs, die erst in unserem Jahrhundert eingestellt wurden. 1729 errichtete man das Rathaus und 1753 ein neues Schulhaus, die heutige evangelische Kirche.
Nun stieg die Bevölkerungszahl unaufhaltsam an: 1770 hatte Klein-Gerau 300 Einwohner, 1810 waren es schon 400 und 1850 bereits mehr als 500. Der
Bahnbau um 1858 verbesserte die angespannte Situation im Dorf ganz wesentlich. Nun waren in den umliegenden Städten Arbeitsplätze erreichbar und der Absatz der Agrarerzeugnisse auf den Märkten der benachbarten Städte verbesserte das Einkommen breiterer Bevölkerungsschichten. Besonders der durch den Lehrer
Berz begründete Obstbau brachte zwischen 1850 und 1950 einen bescheidenen Wohlstand und auch der Spargelbau nahm für unsere engere Heimat seinen Anfang in Klein-Gerau. So konnten die schlimmsten Nöte der Zeit der industriellen Revolution dem Dorf und seiner Bevölkerung erspart bleiben.

Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts trat die Nebenerwerbslandwirtschaft immer mehr in den Vordergrund und aus dieser Umstrukturierung ging dann Klein-Gerau als ländliche Wohngemeinde hervor. Im Sommer 1996 wurde das 750-jährige Ortsjubiläum u.a. mit einem großen Straßenfest gefeiert,


Ortsgeschichte von Worfelden

Im Jahre 1225 erstmals als "Woruelde" urkundlich erwähnt, wird es 1319 als "villa urfelt" benannt.
Im hessischen Ortsnamenbuch finden wir die folgende Deutung des Namens:

1. ur = feucht (feuchtes Feld,
Urkunde 1319).
2. war = Personenname.
3. wara = Obhut, Schutz.

Die Dorfgründung selbst dürfte auf das 9. oder 10. Jahrhundert zurückgehen, da die Anlage des Ortes als Straßendorf darauf hindeutet, dass es sich um eine Gründung durch die Franken handeln dürfte.

Auskunft aus der Zeit vor rund 200 Jahren gibt eine Beschreibung des zum Amte Rüsselsheim gehörenden Dorfes: "Ein Filialort von Groß-Gerau und eine Stunde davon entlegen, hat 60 Häuser und 36 Scheunen, eine Kirche und ein ansehnliches Rathaus, wobei die gemeine Schmiede und Bäckerei ist, wie ein Schulhaus. Die Straßen sind gepflastert. (Dies scheint wohl nicht allgemein so gewesen zu sein.) Die Einwohner bestehen aus 36 Gemeindeleuten, 14 Beisassen und 2 Juden, die zusammen 305 Seelen ausmachen. Es werden 70 Stück Zugvieh und 100 Stück Melkvieh gehalten. Korn (Roggen) ist das Hauptanbauprodukt und von ausnehmender Güte, daneben werden jedoch auch Gerste, Hirse, Magsamen, Flachs und dgl. angebaut, um die Nahrung der fleißigen Einwohner zu fördern. Zum Ort gehören drei Mühlen, denen es aber im Sommer des Öfteren an Wasser mangelt."

Die Rappmühle wird 1280 zum ersten Mal im Urkundenbuch der Herren von Hessen erwähnt: "... ad locum dictum "Rappmühlen" ante duas villas Budelburnen et parvum Gerahe ..." (an dem Platz, der Rappmühlen genannt wird, vor den beiden Dörfern Büttelborn und Klein-Gerau). In einer Urkunde von 1289 wird die Lage der "Hofmühle" wie folgt beschrieben: "... bitdem Walde der da heizet Bruinshart ...". Dieser erwähnte Wald Brunishart erstreckte sich von der heutigen "Braunshardter Tanne" bis nach Worfelden. Das Dorf Braunshardt gab es damals noch nicht; es wird 1318 als Brunishart zum ersten Male erwähnt und 1557 mit 7 oder 8 Herdstätten angegeben. Über die 1460 erstmals genannte Neumühle gibt 1467 Graf Wilhelm von Katzenelnbogen kund, "daß er den Heusensteinern (Grafen von Heusenstamm) in Kraft dieses Briefes seine Mühle bei Worfelden gelegen, genannt Neue Mühle, mit allem Zubehör diesen übergibt."

Die Niedermühle befand sich in Höhe der Brücke über den Mühlbach nördlich an der Straße nach Klein-Gerau.

1854 wird die Einwohnerzahl mit 456 angegeben, darunter 2 Katholiken und 10 Juden. Bis zum Jahre 1925 stieg die Zahl der Einwohner auf 1.011 und Ende des Jahres 1996 auf die Zahl von 4.131 an. Im Jahre 1912 wurde Worfelden an das Stromnetz des Überlandwerkes Groß-Gerau angeschlossen und am Kirchweihfest 1929 konnte erstmals Wasser aus der Leitung "gezapft" werden, wobei sich der damalige Bürgermeister Georg Klink als der Initiator für die Gründung des Gruppenwasserwerkes - gegen den Widerstand vieler - durchsetzen konnte. Im Rahmen der
750-Jahrfeier wurde 1975 das Bürgerhaus eingeweiht.

1996 konnten die Einwohner das 300-jährige Bestehen ihrer Kirche feiern, in der noch heute die 1624 für die Hofkirche der Landgrafen zu Hessen-Darmstadt erbaute Orgel die Gottesdienstbesucher mit ihrem Klange
erfreut.

Im landwirtschaftlichen Bereich kam es zu einem Rückgang in allen Bereichen, wie die Zahlen von 1950 aufzeigen:

Betriebe unter 2 Hektar - 79; 2 bis 5 Hektar - 26; 5 bis 20 Hektar - 66. Heute sind es - außer denen unter 2 Hektar - nicht einmal zehn.

Der Strukturwandel zeigt sich auch auf anderen Gebieten deutlich. So gab es in unserer Gemarkung 1956 noch mehr als 5000 Obstbäume, die Zahl des Federviehs, hauptsächlich Hühner, lag bei 2.527, auf lediglich 54 Hektar wurden Spargel angebaut - und zwar ausschließlich von Einheimischen.

In seiner heutigen Form besteht Büttelborn seit 1977.

Damals wurden die ehemals selbstständigen Gemeinden Büttelborn, Klein-Gerau und Worfelden zusammengeführt.

Die drei Ortsteile sind sowohl von der Landwirtschaft als auch von der zentralen Lage im Rhein-Main-Gebiet geprägt.